Mental Load – ständiger Denkstress im Kopf
Dauernd alles im Überblick behalten, was noch erledigt werden muss – das ist Mental Load. Diese Denk-Arbeit ist nicht nur anstrengend, sondern sogar belastend.
Immer an alles denken müssen
Mental Load (deutsch: mentale Auslastung) ist ein junger Begriff, der sich noch am Prägen ist. Unter Mental Load versteht man heute die Mehrbelastung, die durch die tägliche Verantwortung für das Organisieren von Haushalt, Familie, Beziehungspflege und Beruf entsteht.
Dabei geht es nicht um die Arbeit, die tatsächlich gemacht wird, sondern um den kognitiven Aufwand überhaupt daran zu denken. Ist das Geschenk für den Besuch am Kindergeburtstag gekauft? Wann wurden die Betten das letzte Mal neu bezogen? Bleibt nach der Arbeit noch Zeit, um bei der Versicherung anzurufen?
Belastete Frauen
Die ständige Denk-Arbeit lastet viel häufiger auf den Schultern der Frauen. Der Aufwand, die endlos langen To-do-Listen im Überblick zu behalten, ist in vielen Beziehungen ungleichmässig verteilt: Frauen übernehmen die Koordination, was alles erledigt sein muss und geben ihren Partnern einzelne Aufgaben ab. Die Erledigung der Aufgaben entfällt, der Denkaufwand bleibt.
Mögliche Folgen davon sind:
- Unzufriedenheit in der Paarbeziehung
- Erschöpfung
- Gefühl, niemals abschalten zu können
Erschwerend dazu kommt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Schweiz nach wie vor kein Kinderspiel ist. Hindernisse sind lange oder unvorhergesehene Arbeitszeiten, ein langer Arbeitsweg und Tätigkeiten, die nach der offiziellen Arbeitszeit weitergehen.
Doch auch mit einem Wechsel oder einer Reduktion der Arbeitstätigkeit nimmt der Mental Load nur geringfügig ab. Denn das ständige Denken und Planen und die gesamte Alltagsorganisation entfällt dadurch nicht.
Das Gespräch suchen
Während Frauen die Haltung des Mannes möglicherweise als unzuverlässig interpretieren, nehmen Männer das kontinuierliche Planen als stressig wahr. Hierbei gibt es keine richtige oder falsche Sichtweise. Wichtig ist, dass Paare Strategien entwickeln, um sich dem Thema Mental Load gemeinsam zu stellen. Diese Tipps helfen dabei:
Aufgabenteilung
Besonders bei wiederkehrenden Aufgaben lohnt es sich, diese untereinander aufzuteilen: Eine Person ist dafür verantwortlich, einmal pro Woche die Wäsche zu erledigen, die andere Person kümmert sich darum, dass die Räume gründlich geputzt werden. Das bringt eine Entlastung – nicht nur bezüglich Arbeitsaufwand, sondern auch bezüglich Kopfarbeit.
Delegieren
Fühlt man sich vom gesamten Mental Load beinahe erdrückt, ist es wichtig, Aufgaben zu delegieren. Aber Achtung: Abgeben ist das eine, nicht mehr daran denken das andere. Wichtig ist, dass man bei der Delegation einer Aufgabe die Verantwortung auch tatsächlich abgibt. Und dazu gehört nicht zuletzt auch die Akzeptanz, dass eine Arbeit dann auf eine andere Art gelöst werden kann.
Kommunikation
Kommunikation ist auch beim Thema Mental Load Trumpf. Genauso wichtig, wie die persönlichen Ansprüche zu kommunizieren, ist es diese auch vorgängig zu reflektieren.
- Was ist mir wichtig, abgeben zu können?
- Welche Tätigkeiten kann ich gut erledigen?
- Muss die Tätigkeit X so gemacht werden oder könnte man diese auch mit weniger Aufwand machen?
- Warum ist es mir wichtig, dass die Tätigkeit X so erledigt wird?
In einem nächsten Schritt geht es auf der Basis der vorgängigen Reflexion darum, eine gemeinsame Lösung zu finden, wie Pendenzen und die damit verbundene Koordination aufgeteilt werden können. Damit dies funktioniert, braucht es die Bereitschaft und Akzeptanz von beiden Partnern.