Überlastung bei pfle­genden Angehörigen: Umgang & Tipps

Ein junger Angehöriger hilft einem älteren Herrn zuhause und giesst ihm eine Tasse Tee ein.

Pflegende Angehörige leisten unglaublich viel. Ohne diese Arbeit wäre für viele Pflegeempfänger ein Leben zu Hause unmöglich. Ver­ständlicherweise können Angehörige mit der Pflege überfordert sein. Wir geben hilfreiche Tipps für pflegende Angehörige und zeigen, was vor Überlastung schützen kann.

Angehörige pflegen

Laut Bundesamt für Gesundheit haben im Jahr 2018 rund 600'000 Personen in der Schweiz unbezahlte Arbeit für die Betreuung und Pflege von nahestehenden Personen geleistet. Diese Arbeit von betreuenden Angehörigen ist unglaublich wertvoll. Eine Pflegesituation als Angehörige oder Angehöriger allein zu bewältigen, kann jedoch körperlich sowie emotional sehr herausfordernd sein.

Unterstützendes Netzwerk aufbauen

Um eine Überlastung zu vermeiden ist es deshalb essenziell, wichtige Fragen so früh wie möglich zu klären und sich gleich am Anfang über mögliche Anlaufstellen zu informieren. Ein unterstützendes Netzwerk bietet eine enorme Entlastung.

Umfeld oder professionelle Hilfe einbeziehen

Wer kann bei was helfen? Dies kann im persönlichen Umfeld sein, Sie können aber auch professionelle Dienste und Organisationen beanspruchen. Wichtig dabei ist, die Aufgaben verbindlich zu verteilen. Falls mehrere Personen involviert sind, ist eine gute Kommunikation unverzichtbar. Jede und jeder soll sich seiner Aufgabe bewusst sein.

Informationen bei der Wohngemeinde einholen

Was gibt es für Angebote in der Gemeinde? Gibt es eine Beratungsstelle für Altersfragen? Bestehen Angebote von Aktivitäten, Mittagstische oder Besuchsdienste? Wo ist das Pflegeheim?

Entlastungsangebote kennen

Beispielsweise Spitex, Alterswohnungen mit/ohne Pflegeleistungen, Mahlzeitendienste, Notrufuhr, Fahrdienste.

Selbsthilfegruppen für Pflegende Angehörige

Sie zeigen auf, dass man nicht allein ist mit der Situation und man lernt von den Erfahrungen anderer.

Psychologische Betreuung kann helfen

Auch wenn die Pflegesituation ausreichend koordiniert wird und Pflegedienste im Einsatz sind, kann eine Überlastung von pflegenden Angehörigen eintreten. Erst recht, wenn eine Mehrfachbelastung besteht zwischen Berufstätigkeit, eigener Familie, Hobbys und sonstigen Verpflichtungen. Symptome wie Schlafschwierigkeiten, Übelkeit, Magendarmprobleme, Kopfschmerzen, Verspannungen, Zukunftsängste, belastende Gefühle und Gedanken, Wut oder Trauer können auftreten. In solchen Situationen ist es ratsam, psychologische Betreuung anzunehmen.

Coaching für pflegende Angehörige

Das online Programm der Gesundheitskasse AOK «Familiencoach Pflege» befasst sich mit der seelischen Gesundheit Angehöriger.

  • Es hilft Ihnen, schwierige Pflegesituationen zu bewältigen, wie etwa beim Umgang mit Demenz oder der Begleitung eines Sterbenden.
  • Es unterstützt Sie darin, persönliche Kontakte aufrechtzuerhalten – zu Ihren Angehörigen, Freunden und Nachbarn.
  • Es hilft mit schwierigen Gefühlen wie Trauer, Wut, Ekel oder Angst besser umzugehen.
  • Es bestärkt Sie darin, gut für sich zu sorgen und Zeit für sich zu finden.

Weitere Tipps zur Entlastung von pflegenden Angehörigen

  1. Selbstfürsorgeliste: Was tut mir gut? Was mache ich gerne? Die Antworten auf eine Liste schreiben und regelmässig umsetzen.
  2. Immer wieder Inseln schaffen: Pro Tag kleine Auszeiten planen, auch wenn es nur kurze sind: In Ruhe einen Kaffee trinken, in einer Zeitschrift stöbern, Spaziergang, usw.
  3. Kommunikation unter den Angehörigen: Regelmässiges Zusammenkommen, wie eine Teamsitzung. Situation besprechen, Möglichkeiten der einzelnen Personen definieren, Hilfe annehmen, Aufgaben klar zuteilen und Wertschätzung füreinander zeigen.
  4. Darüber sprechen: Situation offen im Umfeld thematisieren. Sich auf wohlwollende und unterstützende Beziehungen konzentrieren.
  5. Beziehungen pflegen: Sich wiederholt mit Freunden und Bekannten treffen. Wenn es immer am gleichen Wochentag ist, ist es planbar und eher verbindlich.
  6. Situation akzeptieren: Bewusstsein schaffen für Situationen, welche man nicht verändern kann und keinen Einfluss darauf hat. Gedanken auf das Positive lenken und Energie nur da reinstecken, wo etwas beeinflusst werden kann.
  7. Negative Gefühle akzeptieren: Diese können mit der Zeit schwächer werden, wenn sie angenommen werden.
  8. Sich selbst mit Mitgefühl begegnen: Auch wenn nicht immer alles funktioniert, man hat sein Bestes gegeben.
  9. Innere Glaubenssätze hinterfragen: «Ich muss ein guter Angehöriger sein», «Ich habe das doch versprochen», «Die anderen erwarten das von mir» – Stattdessen sich immer wieder fragen, wie es einem selbst bei der Pflege geht.
  10. Versuchen, positiv zu bleiben: Versuchen, immer wieder eine Prise Humor reinzubringen. Sehen, wie man an einer Pflegesituation wächst und neue Erfahrungen sammeln kann.

Zahlreiche Anlaufstellen für pflegende Angehörige

Für ältere Menschen und deren pflegenden Angehörigen gibt es zahlreiche Angebote.

  • Die Pro Senectute bietet Sozialberatungen an, auch bezüglich finanzieller Unterstützung für pflegende Angehörige.
  • Auch das Schweizerische Rote Kreuz unterstützt im Alltag. Es bietet Entlastung wie Fahrdienste, Besuchs- und Begleitdienst sowie Notrufuhren an.
  • Bei einer Demenzerkrankung ist «Alzheimer Schweiz» eine sehr informative Anlaufstelle. Die Homepage bietet viel Fachwissen und wertvolle Tipps im Umgang mit Demenz.
  • Auf infosenior.ch finden Sie Informationen zu zahlreichen Veranstaltungen und Dienstleistungen wie Mahlzeitendienste oder Ausflüge für Seniorinnen und Senioren.
  • Die meisten Gemeinden haben auf ihren Webseiten einen Bereich zum Thema Alter. Dort sind Veranstaltungen, Wohnmöglichkeiten und andere hilfreiche Informationen aufgelistet.

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