Ischiasnerv: Erste Hilfe bei Ischiasschmerzen

Was bei schmerzendem Ischiasnerv hilft

Ein eingeklemmter oder entzündeter Ischiasnerv kann heftige Schmerzen auslösen. Worauf man bei der Behandlung achten sollte und welche Übungen sofort helfen.

Wo im Körper befindet sich der Ischiasnerv

Der Ischiasnerv, im Fachjargon auch Nervus ischiadicus genannt, ist der dickste und längste Nerv im menschlichen Körper. Er entspringt am Rückenmark und erstreckt sich übers Gesäss und die Beine bis zu den Füssen.

Was sind Ischiasschmerzen

Ischiasschmerzen sind Schmerzen und Begleiterscheinungen, die durch den Ischiasnerv ausgelöst werden. Bekannt ist dieses Schmerzsyndrom auch unter den Begriffen Ischias-Syndrom, Ischialgie oder einfach gesagt «Ischias».

Warum schmerzt der Ischiasnerv

Ein gereizter oder eingeklemmter Ischiasnerv kann starke Schmerzen vom Rücken bis in die Beine auslösen. Häufig treten auch Sensibilitätsstörungen oder sogar Lähmungserscheinungen auf.

Mögliche Ursachen für Ischiasnerv-Schmerzen

  • Muskuläre Verspannungen im Rücken und Becken
  • Ein Bandscheibenvorfall oder eine verschobene Bandscheibe, die auf den Ischiasnerv drückt
  • Ein stark verspannter Piriformis-Muskel im Gesäss
  • Knöcherne Engen im Bereich des Wirbelkanals
  • Schädigung der Nervenwurzel
  • Nervenentzündungen oder andere Entzündungen im Körper
  • In seltenen Fällen Tumore in der Wirbelsäule
Wird der Ischiasnerv eingeklemmt, ist er verletzt oder entzündet, werden Betroffene von starken Schmerzen heimgesucht.
Stefan Hummler, Facharzt für Rheumatologie, Physikalische Medizin und Rehabilitation der Hirslanden Klinik St. Anna im Bahnhof Luzern

Welche Symptome deuten auf Ischialgie hin

Ischiasschmerzen können sich durch Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule, aber auch durch Kribbeln in der Kniekehle bemerkbar machen.

Die häufigsten Anzeichen:

  • Schmerzen, die vom unteren Rücken über das Gesäss ins Bein ausstrahlen, gelegentlich sogar bis in die Zehen. In der Regel ist nur ein Bein betroffen.
  • Schmerzen, die bei Belastung stärker werden – beispielsweise beim Heben eines schweren Gegenstands – manchmal auch beim Husten, Niessen oder Pressen.
  • Schmerzen, bei denen Gefühlsstörungen wie Ameisenlaufen, Brennen oder Taubheit hinzukommen oder Lähmungserscheinungen in einzelnen Muskelgruppen des Beins.

Ischialgie: richtige Behandlung

Bei starker Ischialgie, die über einen längeren Zeitraum anhält, empfiehlt sich eine fachärztliche Abklärung. Ärtze untersuchen zum Beispiel die Bewegungsfähigkeit und das Gefühlsempfinden. Angewendet wird dafür unter anderem der Lasègue-Test: Der Arzt / die Ärztin hebt das ausgestreckte Bein des liegenden Patienten langsam an. Ist der Ischiasnerv beeinträchtigt, löst diese Bewegung schon bei einem Winkel von zirka 45 Grad die typischen Schmerzen (Lasègue-Zeichen) aus. Ausserdem können Mediziner bildgebende Verfahren nutzen und so Ursachen für Ischiasschmerzen herausfinden.

Soforthilfe bei heftigen Schmerzen

Meist sind es verspannte Muskeln, Verhärtungen oder Fehlstellungen, die akute Ischiasschmerzen auslösen. Um akute Schmerzen rasch zu lindern und eine normale Beweglichkeit wiederherzustellen setzen Mediziner als Erste Hilfe entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente ein, die je nach Stärke der Beschwerden auch gespritzt werden.

Wärmen & bewegen

Ergänzend können Wärmeauflagen oder Massagen helfen. Mediziner raten zudem vor zu viel Bettruhe und langem Sitzen ab. Denn auch wenn Ruhe kurzfristig die Schmerzen lindern kann: Bewegung hilft schneller wieder auf die Beine.

Welche Übungen helfen bei Ischias-Beschwerden

Meistens verschwinden die Schmerzen ganz, frühstens nach ein paar Tagen, spätestens nach ein paar Wochen. Nach der überwundenen Schmerzphase ist aktive Vorbeugung wichtig, um die Gefahr eines Rückfalls zu reduzieren. Wichtig ist vor allem, die Rumpfmuskulatur gezielt aufzubauen und die Muskelgruppen zu stärken, welche im Alltag zu kurz kommen. Ausserdem lohnt es sich, einen Physio- oder Sporttherapeuten zu Rat zu ziehen, um muskuläre Disbalancen im Rücken, Becken und in der Beinmuskulatur auszugleichen.

Dehnung der Gesässmuskulatur

Diese Übung dehnt die Muskelgruppe, die in Verbindung mit Ischias­schmerzen häufig verspannt ist: die Gesässmuskulatur.

  1. Das rechte Bein in Rückenlage anwinkeln.
  2. Das linke Bein angewinkelt auf das rechte Knie legen. Das linke Sprunggelenk befindet sich dabei direkt neben dem rechten Knie.
  3. Wer bereits in dieser Position eine Dehnung spürt, bleibt hier.
  4. Um die Dehnintensität weiter zu erhöhen, mit der rechten Hand leicht gegen das rechte Knie drücken oder sogar unter dem rechten Oberschenkel durchgreifen und beide Beine in Richtung Schulter ziehen.
  5. Position für die Dauer von 20 Atemzügen halten und idealerweise 2-3 Mal pro Seite durchführen.
ischiasnerv-dehnung.jpg
Eine Dehnung der Muskeln im Gesässbereich hilft manchmal schon, um Schmerzen zu lindern und entspannt den unteren Rücken.
Um die Dehnung zu verstärken mit beiden Händen um den rechten Oberschenkel greifen und in Richtung der Brust ziehen.

Selbstmassage mit Ball

Mit dieser Übung können Sie verspannte Muskeln wie zum Beispiel den Piriformis-Muskel im Gesäss selbst massieren.

  1. In Rückenlage auf den Boden legen.
  2. Den Ball (zum Beispiel Tennis- oder Faszienball) an der oberen Hälfte des Gesäßes platzieren.
  3. Etwas Gewicht auf den Ball verlagern und langsam über das Gesäss rollen.
  4. Jeden schmerzhaften Punkt vorsichtig mit kleinen Rollbewegungen so lange massieren, bis sich die Verspannung etwas löst.

Gewusst? Beim sogenannten Piriformis-Syndrom drückt der verspannte Piriformis-Muskel auf den Ischiasnerv und löst dadurch Schmerzen aus.

ischiasnerv-selbstmassage.jpg
Die Selbstmassage mit dem Ball löst verspannte Gesässmuskeln. Wichtig dabei: bei starken Schmerzen sollten Sie den Druck reduzieren.

Bei der Massage beachten:

  • Schmerzen sollten in einem verträglichen Bereich bleiben.
  • Bei starken, stechenden Schmerzen die Massage beenden.
  • Zu Beginn nur kurz und mit wenig Druck massieren. Nach einiger Zeit entwickeln Sie ein Gefühl dafür, wieviel Druck Ihnen guttut.

Quellen:

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